Wann ist testpsychologische Diagnostik sinnvoll?
Testpsychologische Diagnostik hilft, Beschwerden strukturiert zu erfassen und zu objektivieren. Sie ist besonders hilfreich, wenn die Selbsteinschätzung unsicher ist, wenn mehrere Ursachen in Frage kommen oder wenn Verlauf und Behandlungsplanung eine klarere Einordnung benötigen.
Wichtig: Testwerte sind immer momentbezogen und werden nur im Zusammenhang mit Anamnese, Kontext und Funktionsniveau interpretiert.
Wie läuft die Untersuchung ab?
Grundlage ist zunächst ein diagnostisches Gespräch mit Einordnung der Beschwerden, des Verlaufs und der aktuellen Beeinträchtigung. Ergänzend kommen standardisierte Fragebögen und, je nach Fragestellung, papierbasierte Leistungsaufgaben zum Einsatz. Die Ergebnisse werden nicht isoliert bewertet, sondern mit der klinischen Einschätzung, biografischen Angaben und möglichen Alternativerklärungen zusammengeführt.
Was leisten Tests – und was nicht?
Leistungs- und Aufmerksamkeitstests können Hinweise geben, Muster sichtbar machen und die Verlaufskontrolle unterstützen. Sie können z.B. eine ADHS jedoch nicht alleine „beweisen“ oder sicher ausschließen, weil ähnliche Testergebnisse auch bei anderen psychischen Belastungen oder völlig unauffälligen Personen vorkommen können. Die diagnostische Entscheidung erfordert deshalb immer die Gesamtbeurteilung auf Basis der klinischen Kriterien und einer sorgfältigen Differentialdiagnostik.
ADHS-Abklärung bei Erwachsenen
Leitlinienorientiertes Vorgehen
Die ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter ist eine klinische Diagnose. Leitlinien und Qualitätsstandards betonen eine strukturierte Erhebung der aktuellen Symptome und der Entwicklung seit der Kindheit, die Beurteilung der Beeinträchtigung in mehreren Lebensbereichen sowie eine Differentialdiagnostik und Komorbiditätserfassung. Testpsychologische Verfahren können das Bild ergänzen, ersetzen aber die klinische Diagnostik nicht.
Was typischerweise einbezogen wird
Je nach Fragestellung werden strukturierte (teilstrukturierte) Interviews, standardisierte Fragebögen zur Selbst- und Fremdeinschätzung und – wenn sinnvoll – Leistungsdiagnostik (Aufmerksamkeit/exekutive Funktionen) kombiniert. Häufig sind zusätzlich Fremdinformationen (zum Beispiel Schulzeugnisse oder eine Bezugsperson) hilfreich, weil für die Diagnosestellung die Entwicklung seit der Kindheit eine zentrale Rolle spielt.
Abgrenzung zu „Online-Schnelltests“
Online-Tools können als Orientierung oder Baustein dienen, sind aber keine alleinige Grundlage für eine Diagnose oder Therapieentscheidung. Entscheidend ist die fachliche Integration aller Befunde.

